Als früh am morgen das große Schiff in den Hafen von Casablanca einläuft, fühlen wir uns wie in dem gleichnamigen Film. Das erste, was wir zu sehen bekommen sind Hafenkräne und Container, die sich in der aufgehenden Sonne spiegeln.
Die Ruhe wird von gefühlt Millionen von Vögeln, die laut kreischend ihre Bahnen ziehen und versuchen ein paar Häppchen vom frischen Fischfang zu ergattern kreischend unterbrochen. Dieser Ort hat auch heute noch nichts von seinem Flair verloren, welches schon damals im Film eingefangen wurde. Casablanca, was so viel bedeutet wir „weißes Haus“, gilt nicht umsonst als westlichste Stadt des Orients. Hier treffen sich junge Frauen in engen Jeans mit ihren Freundinnen, die traditionell ein Kopftuch tragen. Ein Einkaufszentrum erhebt sich neben dem nächsten. Und Coca Cola und Hamburger gehen neben Briouats und Baklava über den Tresen.
In der muslimisch geprägten Stadt, in der ca. 3 Millionen Menschen leben, treffen viele Gegensätze aufeinander. Neben dem „Anfa“ Viertel, ein Stadtgebiet mit riesigen luxuriösen Gebäuden gibt es auch den Slumgürtel „Bidonville“. Ich hatte mich ganz besonders auf Marokko gefreut, denn es stand schon ganz lange auf meiner Liste. Und auch wenn uns nur ein 1 Tages Stopp auf unserer Reise vom Mittelmeer durch die Straße von Gibraltar Richtung Atlantik blieb, so hatten wir uns vorgenommen, diesen in vollen Zügen zu genießen.
Vor dem Schiff warteten bereits dutzende Taxis, um die Touristen in die Stadt zu fahren. Wir entschieden uns aber, den „Boulevard Mohamed El Hansali Kat“ lieber zu Fuß zu gehen, um einen Eindruck des „echten Casablancas“ zu bekommen. Unser erstes Ziel war die „Hassan-II.-Moschee“, ein bauliches Meisterwerk. Auf dem Weg dahin gönnten wir uns aber zuerst noch einen Mocca und kamen sofort mit den jungen Kaffeehausbesitzern ins Gespräch. Sie waren warmherzig, hatten unzählige Länder bereist und freuten sich unglaublich nett über jeden, der sich Zeit nahm, sich mit ihnen auf einen Tee oder Kaffee zu unterhalten. Für mich war dieser erste Eindruck prägend, spiegelt er doch perfekt das Moderne von Marokko wieder. Selbstverständlich gibt es hier auch viel orientalische Kultur und Tradition. Die Einwohner wirken jedoch sofort unglaublich offen, auch zu Fremden. Kenoa wurde sofort mit Gebäck versorgt und am liebsten hätten wir uns noch stundenlang weiter unterhalten und so viel wie möglich über das Leben und die Geheimnisse von Casablanca erfahren, aber wir wollten ja auch noch so viel sehen.
Wir liefen immer am Meer entlang und bereits nach einigen Minuten standen wir vor dem „Rick’s Café“. Eine ehemalige US Diplomatin erschuf hier nach dem Originalfilm mit Humphrey Bogart die Bar und lässt Tag für Tag die Illusion der Jahre wieder neu aufleben. In der weißen Villa im kolonialem Art-Deco Stil spielt auch heute noch ein Pianist Songs der Vierzigern und Fünfziger Jahre. Kellner in originalgetreuer Bekleidung servieren gehobene Küche und Cocktails. Viele Besucher wollen einen Blick auf die Originalkulisse werfen und trinken dort ihren Morgenkaffee.
Wir aber sind weiter spaziert und wie aus dem Nichts tauchte vor uns auf einmal die atemberaubende Moschee auf. Sie leuchtet in grellem Weiß und strahlt eine unglaubliche Monumentalität aus.
Die riesige Moschee wurde teilweise über dem Wasser errichtet und ist relativ jung – sie wurde zum 60. Geburtstags des damaligen Königs gebaut und 1993 fertiggestellt.
Die Moschee bietet Platz für 25.000 Besucher im Inneren und 80.000 im Außengebiet.
Aber wenn man etwas Ruhe und die Möglichkeit sucht, sich alles ausführlich an zu schauen, sollte man den frühen Morgen bzw. Abend wählen.
Mit 210 Metern hat sie das höchste Minarett und ist auch das höchste religiöse Bauwerk der Welt. Im Moment ist sie die größte Moschee Afrikas und die 5. Größte der Welt. Im Inneren eröffnet sich die unglaubliche Schönheit.
Riesige detailverliebte Holzschnitzereien und beeindruckende Mosaike wohin das Auge auch reicht. Sehr interessant fand ich vor allem die Räume im unteren Bereich für die heiligen Waschungen.
Weiter ging es für uns mit dem Taxi Richtung Stadtzentrum. Herrliche Gebäude stehen neben einfachen Wohnhäusern und mischen das geheimnisvoll Orientalische mit dem Modernen. Die Architektur verbindet den maurischen Baustil mit europäischen Art-déco-Elementen. Bis heute fühlt man das kulturelle Erbe der französischen Kolonialzeit an unzähligen Ecken.
Als nächstes haben wir uns in der historischen Altstadt den Markt angesehen. Zahllose winzige Geschäfte reihen sich dicht nebeneinander. Das „Quartier Habous“ ist ein sehr schönes Stadtviertel und wirklich sehenswert.
Der Bereich ist auch nicht überlaufen und daher angenehm für einen Stadtbummel. Die Verkäufer locken, sind aber nicht zu aufdringlich, so dass man auch die Möglichkeit hat, sich in Ruhe um zu schauen.
Sie ist eine der ältesten Patisserien in Casablanca.
Das Gebäude ist mit wunderschönen Mosaiken verziert.
Man hat auch die Möglichkeit die Backräume an zu schauen und sollte sich unbedingt etwas der Köstlichkeiten mitnehmen und probieren.
Danach haben wir ein paar Meter weiter einen kleinen Stopp im „Café Imperial“ gehalten und uns das Treiben auf den Straßen angeschaut.
Hier sitzen Touristen neben Einheimischen unter alten Bäumen in ganz entspannter Atmosphäre. Man kann hier auch zu Mittag essen.
Nur wenige Meter weiter befindet sich das „Mahkama du Pacha“. Der ehemalige Paschapalast ist jetzt Bezirksregierungssitz und beinhaltet das Oberste Gericht.
Aufgrund der Schönheit des um 1950 erbauten Gebäudes spricht man auch vom „Schloß Bellevue Marokkos“.
Das Gebäude vereint eindrucksvoll die verschiedenen Stilelemente orientalischer Baukunst.
Wunderschöne Zedernholzarbeiten im Deckenbereich verschmelzen mit Mosaiken und Gipsornamenten.
Besonders schön fand ich den schattigen, ruhigen Innenhof, der voller duftender Orangenbäumchen zum Verweilen einlädt.
Casablanca mit seiner Stilvielfalt, den Gerüchen und Farben, französischen und orientalischen Einflüssen wird uns immer in Erinnerung bleiben und ist einen Besuch auf jeden Fall wert. Für uns ging es am Abend voller Eindrücke zurück aufs Schiff und weiter Richtung Kanaren....
... bald, Eure Kessy
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