August 15, 2018

Der Norden Islands - Tag 4 – Akureyrí, Pseudokrater, Lavaskulpturen, Krafla,Solfataren, Erdspalten von Grjotagjá, Mývatn Thermalbad

Akureyrí ist die viertgrößte Stadt Islands und die einzige Metropole außerhalb des Großraums Reykjavík. Die "Hauptstadt des Nordens", wie sie auch gelegentlich genannt wird, ist Verwaltungs- und Dienstleistungszentrum Nordislands. Obwohl hier nur etwa 16.000 Menschen wohnen, bietet sie eine Infrastruktur, die in einer ähnlich großen Stadt in Mitteleuropa wohl nicht zu finden ist.

In den 1980-er Jahren wurde in Akureyri beispielsweise die zweite Universität des Landes errichtet. Unser Tag startet in unserer Unterkunft in Akureyi, und führt uns die Ringstraße Nr. 1 direkt am Fjord entlang, wo es einen wunderschönen Aussichtspunkt auf dem Parkplatz in Svalbardsstrandarhreppur gibt, um Akurey und den Eyjafjörður komplett zu überschauen.
Dann geht die Fahrt weiter durch große Berge und saftige Wiesen, vorbei an einem alten Transportmuseum inYstafell. Diese Tour führt uns zu den spektakulärsten und bizarrsten Naturschönheiten Nordislands.
Unser erster Stopp ist an diesem Morgen am Goðafoss - Dieser anmutige, von Lava geformte Wasserfall spielte bei der Annahme des Christentums eine wichtige Rolle.
Er liegt direkt an der Ringstraße zwischen Mývatn und Akureyrí und den feinen Neben, den die tosenden Wassermaßen verursachen, kann man schon von sehr Weitem sehen.
Das Wasser des Skjálfandafljót stürzt über einer Breite von 158 m, welche von drei großen Felsen unterbrochen wird, etwa 11 m in einem weiten Boden in die Tiefe und an seiner Wasserfarbe kann man gut erkennen, welch ungeheure Mengen an Sedimenten er mit sich trägt.
Es gibt auf beiden Seiten des Flusses Parkplätze und eine Brücke die darüber auch zu Fuß führt.
Bitte spaziert unbedingt darüber und schaut euch den Wasserfall auch von der anderen Seite aus an.
Man kann wunderbar erkennen, wie der starke Strom tiefe Höhlen ins Gestein spült und welch ungeheure Kraft er hat.
Seinen Namen verdankt der Wasserfall dem Goden und Gesetzessprecher Þorgeir Ljósvetningagoði Þorkelsson der bei der alljährlichen Versammlung in Thingvellir im Jahre 1000 für die Einführung des Christlichen Glaubens stimmte. Nach der beschlossenen Christianisierung warf Þorgeir seine letzten heidnischen Götter- und Götzenbilder in die Fluten des Wasserfalls.
Daher der Name „Götterwasserfall“. Ein Fensterbild in der Kirche von Akureyri (Akureyrarkirkja) erinnert bis heute daran. Danach ging es auch schon weiter zum ca. 37 km² großen „Mückensee“, dem „Mývatn“. Darauf hatte ich mich am meisten gefreut, denn in diesem Gebiet rund um den See findet man auf kleiner Fläche die unterschiedlichsten geologischen Formen und eine reiche Vogelwelt. Die vielen Mücken, die dem See seinen Namen gaben, stechen nicht, sind für Fische und Vögel aber eine willkommene Beute. Die gesamte westliche Uferzone wurde zum Vogelschutzgebiet erklärt und alle auf Island vorkommenden Arten brühten in dieser Region.
Goðafoss
Skútustaðagígar Pseudokrater

Zuerst besuchten wir im Myvatngebiet die Pseudokrater in Form der Skútustaðagígar in der Gemeinde Skútustaðir. In anderen Teilen Islans kann man auch welche finden, doch diese hier sind besonders gut ausgeblidet. Hier sollen schon die amerikanischen Astronauten die Mondlandung geübt haben.
Uns haben die Formationen super gefallen. Irgendwie erinnern sie mich mit ihren wunderschön gleichmäßig kurzen Rasenflächen und Ebenheit an einen fein gepflegten Golfplatz :)
Doch wie entstehen sie eigentlich? Kurz gesagt sind es keine „normalen Krater“, bei dem die heiße Lava aus dem Inneren eines Vulkans strömt und anschließend die herkömmlich bekannte Kraterform hinterlässt, sondern sie entstehen durch eine Dampfexplosion über einem Lavastrom. Als vor ca. 3600 bzw. 2500 Jahren riesige Lavamassen aus dem Krafla Vulkansystem über das Feuchtgebiet des Myvatn Sees strömte, kam es aufgrund des sehr hohen Wassergehalts des sumpfigen Bodens zu Dampfexplosionen. Dadurch haben die Pseudokrater auch keine echte „Wurzel“, sprich keinen Zugang zu den Magmareservoiren im Erdinneren. Das ist der Hauptunterschied zu „echten Kratern“, die einen Zugang, sprich Wurzel zum Magmakern haben.
Wenn man möchte, kann man zwischen den Kratern auf einem angelegten Wanderweg gehen. Wir haben uns wieder auf den Weg gemacht, denn es gab noch viel zu entdecken. Wir fuhren immer am Uferrand entlang zu den „düsteren Burgen“.

Pseudokrater 
Dimmuborgir Lavaskulpturen
Das wilde schwarze Lavafeld auch „Düstere Burgen“ genannt, gilt als Heimat der Elfen und Trollen und so machten wir uns bei einer kleinen Wanderung auf, um unser Glück zu versuchen. Die Formationen entstanden vor rund 2.300 Jahren.
Damals floss und sammelte sich die heiße Lava über dem feuchten Sumpfgebiet und so begann das Wasser darunter zu kochen, der Wasserdampf suchte sich seinen Weg und stieg durch einzelne Löcher sogenannte „Schlote“ herauf. Die Kruste an der Oberfläche erstarrte, während darunter die noch heiße Magma weiter floss. Schließlich brach der Lavadamm und das noch flüssige Gestein konnte abfließen, während die bereits zuvor erstarrten Kamine und Wände zurückblieben.
Da so wirklich sehr bizarre Formen entstanden, gilt der Ort bis heute in der isländischen Mythologie als Ort der Feen und Trolle und mit etwas Fantasie kann man mit den Kindern eine wunderbare Entdeckungsreise unternehmen und die einzelnen Formationen bewundern.
Vor Ort findet man auch auf Schautafeln zahlreiche ausgeschriebene Wanderwege, aber wir haben uns lieber einfach so auf den Spaziergang gemacht. Danach ging es für uns weiter um einen echten Vulkankrater zu besteigen.

Lavaskulpturen
Der aktive Vulkan Krafla „Hverjfall“
Östlich des Mückensees unterwegs auf der Straße Nr. 860 findet man nur auf einer kleinen Tafel am Wegesrand den Hinweis „Hverjfall“. Dort muss man auf einer kleinen Schotterpiste durch ein Tor abbiegen.
Man glaubt kaum, das das der richtige Weg ist, aber er führt tatsächlich direkt zum Parkplatz am Rande des Kraters.
Der Tuffring  Hverfjall gehört zum Vulkansystem der Krafla und ihr solltet euch die Besteigung nicht entgehen lassen, denn auf der ganzen Welt gibt es nur eine Handvoll dieses Typen Kraters.


Er erhebt sich ca. 160 Meter über die Ebene und ist der wohl markanteste Berg im ganzen Gebiet.

Er hat einen Durchmesser von 1000 Metern .
Er entstand in einer einzigen Explosion vor etwa 2500 Jahren und man hat von oben eine tolle Aussicht auf das Myvatngebiet bis hin zum Kraflamassiv. Für den Aufstieg haben wir 25 Minuten, nach unten 15 Minuten gebraucht.


Hverjfall Vulkan

Danach war es Zeit für eine kleine Stärkung und so haben wir unsere Mittagspause einfach unter freiem Himmel mit einem Picknick auf den Lavagestein am Ufer des Myvatn gehalten:

Wenn man so sitzt kann man nicht nur wundervoll die Vögel beobachten sondern sich das Vulkangestein auch einmal aus richtiger Nähe anschauen.




Mittagszeit <3 


Die Erdspalten von Grjotagjá 

Weiter auf der Landstraße Nr. 860 östlich des Myvatnsees, wird die Landschaft von zahlreichen Spalten durchzogen. Diese Spalten zeigen den Verlauf der sichtbaren geologischen Verwerfungszone zwischen den Kontinentalplatten von Amerika und Europa und vergrößern sich jährlich um mehrere Zentimeter.
Man kann hier mit einem Bein auf der amerikanischen, mit einem auf der eurasischen Platte stehen. Diese Verwerfungszone zieht sich quer über die gesamte Insel, was man zwar auch von Land immer wieder aber wohl am besten aus der Luft sehen kann.
Ein weiteres spektakuläres Beispiel ist die Möglichkeit zwischen den Kontinentalplatten in der Silfra Spalte im Thingvellir Gebiet zu tauchen, was ich euch in diesem Artikel über den Süden Islands schon einmal vorgestellt habe (klick HIER).
Die Spalte von Grjotagjá ist aufgrund der geothermalen Aktivität mit warmen Grundwasser gefüllt, Diese soll schon im 18. Jahrhundert dem Gesetzlosen Jón Markússon als Wohn- und Badehöhle gedient haben.
Auch später badeten die Einheimischen sehr gerne darin, bis Ende der 70 er Jahre bei den sogenannten Krafla Feuern die geothermale Aktivität in der Region so stark zu nahm, dass die Wassertemperatur bis auf über 60 °C anstieg und das Baden nicht mehr möglich war. Mittlerweile ist die Temperatur wieder auf etwas über 40 Grad gesunken.
Durch die hohe geothermal- und Erdbeben Aktivität in diesem Bereich, ist das Baden in der Grotte aber schon einige Jahre verboten und auch das Betreten erfolgt auf eigene Gefahr. Weil es nur wenig Platz in der Höhle außerhalb des Wassers gibt, ist es gut sehr früh oder spät herzukommen.
Der Zugang ist jedoch möglich und die Höhle wurde sogar in der 2013 erschienenen dritten Staffel der Fernsehserie  "Game of Thrones" als Drehort für eine Liebesszene genutzt.
Ich persönlich fand die sehr gut sichtbare äußere Verwerfung direkt oberhalb der Höhle eindrucksvoller. Hier kann man sich ein Bild von der Kraft der Natur machen.
Die Solfataren von Námaskarð 

Solfataren 1 
Die kochenden Schlammquellen und zischenden Dampflöcher von Hverir erreicht man, wenn man vom Mývatn weiter an einer kleinen Fabrik vorbei in die nordwestliche Richtung fährt. Bereits nach wenigen Minuten stößt man hinter dem Námaskarð Berg Pass auf eines der größten Solfatarenfelder Islands.
Solfataren sind zwischen 100 - 250 °C heiße postvulkanische Ausströmungen von Gasen und sofort fällt einem die braun ockerfarbene Mondlandschaft ins Auge.
Heiße Quellen und brodelnde Schlammtöpfe lassen sich hier bewundern und der mitgeführte Schwefelwasserstoff verbreitet einen starken Geruch nach faulen Eiern.
Bitte unbedingt auf den markierten Wegen bleiben denn der Boden ist sehr porös und man kann an einigen Stellen einbrechen. Schwefel und andere Mineralien verwandeln die Landschaft in eine gelb, rot und weiß gefärbte bunte Hexenküche, in der es brodelt, dampft und zischt. Im 18. Jh. wurde hier Schwefel abgebaut, der nach Dänemark exportiert und zu Schießpulver verarbeitet wurde.
Solfataren 2 

Damals stand Dänemark im Krieg mit Schweden. Die einzelnen Schlammtöpfe sind miteinander verbunden und unterliegen einem sich stetig ausgleichenden Wechselspiel von Energie- und Wasserzufuhr aus der Tiefe und Energieabgabe an der Oberfläche.
Wird zu viel Energie zugeführt, muss der Schlammtümpel durch heftiges Überkochen wieder einen Gleichgewichtszustand herstellen und es blubbert wie in einer Hexenküche was sich auch sichtbar innerhalb weniger Minuten ändert – ein tolles Schauspiel.
Wer mag kann auch auf den Bergrücken daneben wandern und sich das Schauspiel von oben anschauen.
Mývatn Thermal Naturbad „Blaue Lagune des Nordens“
Uns den Abend ließen wir im Thermalbad Myvatn ausklingen. Wir haben schon mehrmals die blaue Lagune "Blue Lagoon" in der Nähe von Reykjavik besucht, aber ich muss sagen, wir fanden dieses etwas kleinere Bad im Norden viel schöner, sauberer und nicht so überlaufen.
Es lohnt sich wirklich und ihr braucht auch nicht vorher extra Eintrittstickets im Internet zu bestellen (wie bei der Blue Lagoon). Ihr könnt einfach vorbei kommen und genießen.
nach dieser wirklich tollen Erholung ging es für uns unter dem Regenbogen zurück nach Akureyri.
Ich wünsche Euch einen tollen Tag, Eure Kessy

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